Rund 100 Teilnehmer aus der Politik, Wirtschaft, Finanzen, Kommunen, Behörden und Stiftungsrepräsentanten folgten der Einladung und acht Stiftungen präsentierten sich beim 22. Heiligenstadter Gespräch in der Oertelscheune. Wenn sich hierfür mehr als 40 Bürgermeister aus Franken und der weiteren Umgebung auf den Weg gemacht haben, so versprachen sich diese, viel geistigen Input für das künftige Stiftungsgeschäft in ihrer Gemeinde mit nach Hause zu nehmen. Hochkarätige Referenten vom Bundesverband deutscher Stiftungen, für das Geschäft mit Bürgerstiftungen, der Oberfranken-Stiftung und der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg erfüllten die Erwartungen.Landrat Leutner ging in seiner Funktion als Vorsitzender des Instituts für Entwicklungsforschung im ländlichen Raum Ofranken und Mittelfranken. auf die angespannte Finanzlage des Bundes, der Länder und Kommunen ein. Für das nächste Jahr sind die Spielräume für gute Taten sehr eng. Er zitierte den früheren Bezirkstagspräsidenten Anton Hergenröder wie folgt „kah Geld hommer immer nett koppt“ und trotzdem ging in den letzten Jahrzehnten vieles gut. Panikmache hilft nicht weiter. Stiftungen sind eine Bereicherung und Ertragsausschütungen wichtige Hilfen für den ländlichen Raum.Der Hausherr; Bürgermeister Helmut Krämer, teilte mit, dass aufgrund der Steuerausfälle im Jahr 2010 der Spielraum für freiwillige Leistungen der Gemeinden an gemeinnützige Vereine und Organisationen viel enger wird als derzeit abzusehen ist. In der Marktgemeinde Heiligenstadt gibt es 13 Kirchen ohne dass da die Kapellen dabei wären. Auch die rund 50 Vereine und Verbände erwarten jährlich Unterstützungen für ihre ehrenamtliche Arbeit von der Gemeinde. Zusätzliche Geldquellen aus dem Stiftungsgeschäft zu erschließen sind dann willkommene Adressen.Über die vierjährige Erfolgsgeschichte des Bamberger Stiftungsmodells berichtete der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bamberg, Konrad Gottschall. Wenn in dieser Zeit sich bereits 30 rechtlich unselbstständige Stiftungen unter dem Dach der Stiftergemeinschaft vereinen, so spricht es dafür, dass sich die Stifter für die Anliegen der Vereine, Kirchen und Gebietskörperschaften in ihrer Region engagieren. Als neue Herausforderung sieht der Kuratoriumsvorsitzende Gottschall die Testamentsvollstreckung. Einige der Stifter haben per Testament verfügt, dass nach ihrem Tod ihr Erbe in die von ihnen errichtete Stiftung geht. Das sind neue Aufgabenfelder für die Kreditwirtschaft. Wichtig sei aber auch, dass die Menschen die Vorteile einer Stiftung noch stärker erkennen, weil ihr verschenktes Geld auch beständig angelegt wird und sie viel Gutes ewig damit tun können. Das Ganze ist eine win- win-Situation. Wichtig ist mit dem Stiftungsgeschäft anzufangen, es publik zu machen und die Sache wird Erfolge bringen.Simone Thaler vom Bundesverband Deutscher Stiftungen ging auf die Vorteile der rund 16.500 selbstständigen Stiftungen in Deutschland ein. Etwas mehr als 2900 davon gibt es in Bayern, wobei die Franken nicht schlechter sind wie die Oberbayern. Seit 1990 geht es mit dem Stiftungsgeschäft sehr stark nach oben, wozu auch die Reform im Jahr 2000/02 dazu beigetragen hat. Der Bundesverband ist der größte Stiftungsverband international. Wichtig sei die Vernetzung, so Frau Thaler, mit dem Stifterland Bayern, denn dadurch wird eine starke Stiftungskultur geschaffen. Wichtig sei aber auch ein angemessenes Stiftungskapital. Nur zwei Prozent von den 16.500 Stiftungen sind Dotationskapital-stark. Beim Großteil ist das Stiftungskapital kleiner 100 T€. Aufgrund der bevorstehenden Erbschaftswelle steht es gut um das Stiftungsgeschäft, denn die Leute wollen ihr erwirtschaftetes Vermögen aufgrund ihres Familienglücks, trotz Schicksalsschlägen und Kinderlosigkeit, für ewig anlegen, und das geht mit einer Stiftung. Der Mensch muss sich durch die Leidenschaft seiner Stiftung stolz fühlen. Wichtig seien, aber auch Stiftungsschnellboote wie die Eberhard Kühnheimstiftung, die die Glasbläserei Theresiental zweimal vor dem Konkurs gerettet hat.Zu den Erfolgen der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg führte der Vermögensberater Peter Geier aus, dass die Kunden bereit sind zu geben und sich in ihrer errichteten Stiftung wieder finden. Auch die nicht so Vermögenden beteiligen sich gerne am Bamberger Stiftungsmodell. Wichtig sind dabei die geringen Kosten, die Unterschrift auf wenigen Vertragsformularen, die jederzeitige Wechselmöglichkeit des Stiftungszweckes und dass ein Treuhänder die aufwändige Arbeit erledigt. Wenn die Stiftergemeinschaft in den letzten drei Jahren bereits einen größeren fünfstelligen Betrag ausgeschüttet hat, so wird deutlich, dass ohne diese Mittel vieles nicht angestoßen oder fortgeführt hätte werden können.In Deutschland gibt es aktuell 257 Bürgerstiftungen, davon 28 in Bayern und vier in Oberfranken. Die 284 selbstständigen Stiftungen in Oberfranken werden von der Stiftungsaufsicht der Regierung geprüft. Dabei ging Johann Hümmer auf die Besonderheiten der Bürgerstiftungen in Oberfranken, ihre Stiftungszwecke und räumlichen Wirkungsbereiche ein. Wicht seien dabei, dass keine sittenwidrige Zwecke verfolgt, keine Pflichtaufgaben ersatzweise für die Kommunen erfüllt werden und der Zweck nicht zu allgemein gefasst ist wie z. B. Förderung des Gemeinwohls, denn sonst entscheidet der Stiftungsrat/-kuratorium über die Ertragsverwendung. So seien Bürgerstiftungen die Herausforderung der Zukunft für die Kommunen. Es gibt viele engagierte Bürger in den Gemeinden. Diese zu finden und als potenzielle Stifter zu entdecken und für Bürgerstiftungen zu gewinnen, ist das Gebot der Stunde, um Kommunen zusätzliche Ertragsquellen für gemeinnützige Aufgaben zu erschließen. Der Erfolg ist dabei durch Personen mit gutem Stiftungswissen, Kontakten zu Stiftern und Spendern, Bankern, die diese Leute beraten und durch eine Satzung sicherstellen. In Oberfranken agieren derzeit die Bürgerstiftung Hof, das Historische Kronach, Junges Fichtelgebirge sowie Bürger- und Familien-Stiftung Landkreis Lichtenfels. Wichtig für den Erfolg sind ein angemessener Kapitalstock, eine klare Zweckbestimmung und eine Vielzahl von Bürgern, eine größtmögliche Partizipation damit erzielen. Bürgerstiftungen, so die Stiftungsexperte, sind sehr unterstützenswert.Über die Erfolgsgeschichte der Oberfrankenstiftung berichtete Eckhard Wiltsch. Hier gehen Anträge auf Förderung von 800 Euro jährlich bis 400 Mio. Euro ein. Bei einem Stiftungskapital von mehr als 500 Millionen Euro gibt es viele Gestaltungsmöglichkeiten. Das jährliche Ausschüttungsvolumen beträgt derzeit 20 – 23 Millionen Euro. In den Jahren 1998 – 2008 wurden insgesamt 158 Mio. € für wissenschaftliche, kulturelle, künstlerische und denkmalpflegerische Projekte in Oberfranken ausgeschüttet.Geschäftsführer Prof. Dr. Andreas Dix moderierte engagiert die Tagung. Die anschließende Diskussion wurde vom Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftungstreuhand Fürth, Horst Ohlmann, geleitet. Sehr breit wurde die Frage „Können Stiftungen den Abfluss von Kapital im ländlichen Raum abmildern?“ diskutiert. Dies wurde auch vom Rechtsdirektor Dr. Johannes Siedler vom Erzbischöflichen Stiftungszentrum bejaht. Ausschlaggebend sei hier das Beziehungsgeflecht der Menschen zu ihrer Heimat, weil die Stifter mitreden wollen. Ob Stiftungen substanziell größere Aufgabenfelder abdecken oder ob sie eher willkommenes Zusatzvermögen sind, wurde ebenfalls kontrovers diskutiert. Die Referenten waren der Meinung, dass der Zusatznutzen für die Kommunen willkommen ist und die Landflucht damit abgemildert wird. Dass das funktioniert, zeigen die Erfolge mehrerer ländlicher Stiftungen in Nord-Ost-Oberfranken. Auch die Frage, ob die Stiftungsvolumen in nächster Zeit wieder zurückgehen, weil angespartes Kapital aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage und höherer Lebenserwartung selbst benötigt wird, wurde verneint. Laut Geier wird in schlechten Zeiten mehr gespart, dennoch bringen die Menschen durch Testamentsverfügungen mehr in ihre Stiftungen ein. Die Tagungsinhalte werden vom Institut publiziert. Mit der Ausgabe ist Ende des I. Quartals 2010 zu rechnen.